Die Anfänge
Im Jahre 1957 - dem Gründungsjahr der Friedlandhilfe e.V. - herrschte in dem 1945 eingerichteten Grenzdurchgangslager Friedland und anderen Lagern der Bundesrepublik Deutschland eine akute Notlage. Hunderttausende von Flüchtlingen, Vertriebenen und Heimkehrern waren seit Kriegsende bereits aufgenommen worden - nun kamen als neue herausfordernde Aufgabe die Aussiedler aus ost- und südosteuropäischen Staaten hinzu. Die Hilfsmittel der in der Betreuungsarbeit stehenden Wolfahrtsverbände aus privaten Spenden und öffentlichen Zuwendungen gingen zurück. Sie reichten für die dringend notwendige Erstversorgung der Eintreffenden mit Textilien, Schuhen und anderen Dingen des täglichen Bedarfs in keiner Weise mehr aus.
Die Idee
Diese Situation führte zur Gründung unserer Hilfsorganisation. Sie sollte ein Verein “auf Zeit” sein mit dem Ziel, Geld- und Sachspenden zur Erstbetreuung der Landsleute aus dem Osten von allen Kreisen der Bevölkerung und Wirtschaft zu erbitten und für deren umgehende, gerechte Verteilung durch die Wohlfahrtsverbände zu sorgen. Es wurde betont, dass damit keineswegs beabsichtigt sei, eine Konkurrenz zu den bereits bestehenden Wohlfahrtsorganisationen aufzubauen. Alleiniger Auftrag der Friedlandhilfe sollte vielmehr sein, den Bundesbürgern durch Spendenbittbriefe das Schicksal der Deutschen aus dem Osten nahezubringen, etwaige Vorurteile abzubauen, das Verantwortungsbewußtsein zu wecken und zur Hilfe aufzurufen.
Unsere Arbeit
Von Beginn an konzentrierte sich die Aufgabe der Friedlandhilfe nicht nur auf das Grenzdurchgangslager Friedland sondern auch auf die anderen Erstaufnahmeeinrichtungen. Dies waren zunächst Nürnberg (für Rumäniendeutsche), Gießen (für DDR-Flüchtlinge) und Berlin-Marienfelde (für alle in Berlin Eintreffenden). Nach der Wende wurden diese Lager - außer Friedland - allmählich aufgegeben. Dafür wurden Aufnahmeeinrichtungen in Rastatt, Unna-Massen, Hamm, Empfingen, Bramsche, Schönberg-Holm und Dranse eingerichtet. - In Abhängigkeit von der Weltpolitik war die Anzahl der eintreffenden Aussiedler starken Schwankungen ausgesetzt. Während z.B. 1974/75 nur 23.500 Personen zu betreuen waren, steigerten sich die Zahlen im Zuge der Öffnung zwischen Ost und West bis zu weit über 200.000 jährlich. Ab 1988/89 war die Friedlandhilfe darum nicht mehr in der Lage, ihre Arbeit ohne ergänzende Zuwendungen des Bundes durchzuführen.
Friedlandhilfe heute
Noch immer sind Rußlanddeutsche auf der Suche nach heimatlicher Geborgenheit. Als Folge von Sparmaßnahmen und sinkenden Aussiedlerzahlen ist das Grenzdurchgangslager Friedland inzwischen alleinige Erstaufnahmeeinrichtung in der Bundesrepublik Deutschland. Alle Spendenmittel der Friedlandhilfe gehen somit an die hier tätigen Wohlfahrtsverbände (Caritas, Diakonisches Werk), die gemäß dem Pro-Kopf-Betreuungssatz die benötigten Dinge im günstigen Großeinkauf sorgfältig aussuchen. So bringen z.B. das warme Nachthemd für die Großmutter, die Wolljacke für den Vater, ein Rock für die Mutter, Turnschuhe und Jeans für die junge Generation sowie Toilettenartikel für die ganze Familie große Dankbarkeit und Freude. Während in früheren Jahren Bekleidung an erster Stelle der ausgegebenen "Friedland-Hilfe" stand, sind es heute Lehrmaterialien (Bücher, Lexika), Schulranzen, Kollegtaschen, Sportartikel etc. Dies alles ist wichtig für einen guten Start und kann jahrelang benutzt werden!
Seit jeher trägt diese praktische Fürsorge - begleitet von freundlichen Worten der Anteilnahme - zur Erleichterung des Neuanfangs bei. Sie ist nicht nur ein materieller sondern auch seelischer erster Schritt zur Integration.
Aus der Satzung
1. Der Verein verfolgt ausschließlich und unmittelbar gemeinnützige Zwecke im Sinne des Abschnittes “steuerbegünstigte Zwecke” der Abgabenordnung.
2. Der Verein ist selbstlos tätig. Mittel des Vereins dürfen nur für satzungsgemäße Zwecke verwendet werden. Die Mitglieder erhalten keine Zuwendungen aus den Mitteln des Vereins.
3. Alle Mitglieder haben sich im Rahmen ihrer Möglichkeit in der Öffentlichkeit für die Unterstützung der Arbeit der Friedlandhilfe einzusetzen.
Noch immer eine Aufgabe unserer Zeit
Wie in den Anfängen hat die Friedlandhilfe ihren Sitz in einer modernisierten Baracke des traditionsreichen Lagers Friedland. In zentraler Funktion ist sie Bindeglied zwischen Spendern, Bundesregierung und Wohlfahrtsverbänden, um die Mittel für eine erste Versorgung bei wechselnden Spätaussiedlerzahlen sicherzustellen. Der Vorstand arbeitet ehrenamtlich, es gibt lediglich einen ständig besoldeten Mitarbeiter, der bei Bedarf durch freiwillige Helfer ergänzt werden. Die Rechnungslegung wird im Turnus von drei Jahren durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft geprüft.
Mehr als 60 Jahre “Friedlandhilfe” und Spendeneinnahmen von über 60 Millionen Euro, dazu unzählige neue und neuwertige Sachspenden bestätigen, dass die Idee der Gründungsväter auf fruchtbaren Boden gefallen ist. Sie sind ein eindrucksvolles Zeichen mitmenschlicher Anteilnahme und hilfreicher Opferbereitschaft der bundesdeutschen Bevölkerung für die heimkehrenden Landsleute. Dafür sind wir sehr dankbar. Spenden sind aber auch zukünftig dringend notwendig - denn Spätaussiedler brauchen Friedlandhilfe!